Vortrag & Diskussionsveranstaltung

mit Randi Becker & Bijan Hassan Pour-Razavi

22. September 2022 – 19:00

Menschen, die in ihren Heimatländern verfolgt werden, haben in Deutschland das Recht auf Asyl. Die Erteilung eines Bleiberechts soll Menschen Schutz bieten. Mit dem Ankommen in Deutschland hört die Verfolgung jedoch nicht zwangsläufig auf. Bedrohungen durch regimetreue OrganHöisationen und Einzelpersonen setzen sich auch in Deutschland fort.

Im Herbst 2022 erscheint der Sammelband „Endlich in Sicherheit? Bedrohung von Geflüchteten in Deutschland durch transnationale Netzwerke“. (https://nbkk.de/band-vi-endlich-in-sicherheit-bedrohung-von-gefluechteten-in-deutschland-durch-transnationale-netzwerke) Das Buch, herausgegeben von Randi Becker und Philipp Wilhelm Kranemann,  versammelt erste Analysen zu solchen transnationalen Netzwerke (insbesondere bzgl. Syrien, Iran, Eritrea, Türkei) sowie ergänzende Interviews mit Geflüchteten, die ihre Bedrohungserfahrungen in Deutschland schildern. Sie richten eindringliche Appelle an die deutsche Politik und Zivilgesellschaft. Eine der HerausgeberInnen, Randi Becker stellt Grundüberlegungen zu Verfolgung und Bedrohung von Geflüchteten in Deutschland durch transnationale Netzwerke vor.

Iran stellt eines der anschaulichsten Beispiele für fortgesetzte Verfolgung dar:
Aktuell wird der Deutsch-Iraner Jamshid Sharmahd vor einem iranischen Revolutionsgericht angeklagt. Der Journalist, der seit 2003 in den USA lebt und sich bei einer iranischen Oppositionsgruppe engagiert, ist im Sommer 2020 von iranischen Agenten aus Dubai nach Iran entführt worden. In einem Schauprozess ohne Rechtsbeistand werden ihm Spionage und Mitgliedschaft in terroristischen Organisationen vorgeworfen. Sharmadh wird die notwendige medizinische Behandlung verweigert, er darf keine Kontakte zu seiner Familie unterhalten und die Wahrscheinlichkeit, dass er der Folter ausgesetzt ist, ist hoch.
Dass Exil-Iraner*innen selbst im Ausland nicht vor dem Regime sicher sind, ist keine Seltenheit. Iran unterhält ein internationales Netzwerk an Gruppen und Organisationen, die versuchen, in den jeweiligen Gesellschaften Einfluss zu nehmen und gleichzeitig Geflüchtete und andere Menschen, die das Land verlassen mussten, bedrohen. Das ist auch in Deutschland der Fall. Autor Bijan Hassan Pour-Razavi wird einen Überblick über das Netzwerk iranischer Organisationen in Deutschland geben und darstellen, welche Gefahr von ihnen ausgeht.

Bijan Hassan Pour-Razavi hat Politik und Geschichte studiert und arbeitet im Kompetenznetzwerk Antisemitismus sowie freiberuflich in der politischen Bildung vornehmlich zu Antisemitismus, Rassismus und Rechtsextremismus. Er gehörte zu den Mitgründer:innen des Vereins an.ge.kommen e.V. in Gießen und leitete dort mehrere Jahre die Unterstützungssprechstunden und Begleitungen für Geflüchtete. Mit der Green Party of Iran und der Initiative „Free Iran Now“ Kassel setzt er sich für die Aufklärung über die Situation in Iran ein.

Randi Becker studierte Sozialwissenschaften, Soziologie und Politische Theorie in Gießen, Frankfurt und Darmstadt. Einige Jahre war sie ehrenamtlich bei der Refugee Law Clinic Gießen aktiv und hat im Rahmen eines Praktikums Asylverfahrensberatung auf der griechischen Insel Chios durchgeführt. Sie koordiniert in Gießen ein Frauencafé für geflüchtete Frauen des Vereins An.ge.kommen e.V. und bietet als freiberufliche Referentin Bildungsformate zu Antisemitismus, Sexismus und Rassismus an. Hauptberuflich arbeitet sie als Dozentin an einem Bildungszentrum sowie als Lehrbeauftragte an verschiedenen hessischen Universitäten.